„Die Nächstenliebe ist essentiell“ - Peter Tauber spricht beim Jahresempfang des DRK-Kreisverbandes
Premiere beim DRK Kreisverband Gelnhausen-Schlüchtern: Am Montagabend hat anlässlich des Weltrotkreuztages der erste Jahresempfang des fusionierten Kreisverbandes stattgefunden. Gastredner Dr. PeterTauber ging auf die Geschichte der Hilfsorganisation ein.
Gelnhausen. Vertrauen! Das war das prägende Wort in der Begrüßung durch den Vorsitzenden des DRK-Kreisverbandes Gelnhausen-Schlüchtern, Heiner Kauck. Das Rote Kreuz, dessen Gründer Henry Dunant mit der Idee des organisierten Helfens neue Hoffnung in die Welt habe bringen wollen, sei eine Organisation, die Vertrauen schaffe, betonte Kauck. Trotz aller Betroffenheit über aktuelle Entwicklungen und mancher Hilflosigkeit seien drei Viertel der Deutschen zuversichtlich. „Weil sie Vertrauen zu anderen Menschen und zu Hilfsorganisationen haben“, folgte Kauck, der freilich auch die Fusion der Kreisverbände Gelnhausen und Schlüchtern beleuchtete. Die nannte er formell erfolgreich und sprach von einer „persönlichen Harmonie zwischen Vorständen und Mitglieder“. Besonderen Dank sprach er dem früheren Schlüchterner Kreisverbandsvorsitzenden Dr. Wolfgang Beier aus. Abschließend mahnte Kauck an: „Wir müssen uns davor hüten, Satzungen und Regeln soweit auszudehnen, dass es einfacher wird, Bürgermeister einer Gemeinde als Bereitschaftsleiter zu sein.“
„Wir können stolz sein auf das, was wir leisten“, konstatierte anschließend der Präsident des DRK-Landesverbandes Hessen, Norbert Södler, und er nannte Zahlen: Zwei Drittel des Rettungsdienstes in Hessen werde vom DRK übernommen, dabei kämen jährlich 500 000 Einsätze zusammen. 54 Pflegeeinrichtungen, rund 30 ambulante Pflegedienste und noch einmal so viele „Essen auf Rädern“- Einrichtungen sorgten dafür, dass ältere und behinderte Menschen möglichst lange in der Lage seien, zu Hause zu leben. 7000 Hauptamtliche stünden in Diensten des DRK in Hessen. „Aber die ehrenamtlichen Tätigkeiten sind mindestens ebenso wichtig“, betonte Södler und erläuterte, rund 15.000 freiwillige Helfer seien in Hessen für das Rote Kreuz aktiv. Als Beispiel nannte er die Blutspende, mit 200 000 Konserven jährlich sichere das DRK 80 Prozent der Blutspenden. Allein dafür fielen 300 000 Stunden ehrenamtliche Arbeit an. Ruhig, entspannt und gut gelaunt gab sich CDU-Generalsekretär Dr. Peter Tauber, räumte aber auch ein: Wenn die Wahl in Schleswig-Holstein anders ausgegangen wäre, hätte sein Gemütszustand wohl auch anders ausgesehen.
Tauber würdigte den Rot-Kreuz-Gründer Henry Dunant ausgiebig. Er habe es verstanden, in seinem Bericht über die Schlacht von Solferino das Leid der Soldaten und Verwundeten in den Blick zu rücken und damit eine Appell zur Mitmenschlichkeit zu verknüpfen. Dunant sei ein zutiefst religiöser Mensch gewesen. Das christliche Menschenbild und die Nächstenliebe – begründet etwa in der Bergpredigt und im Gleichnis vom barmherzigen Samariter – bezeichnete Tauber als essentiell für die Gründung der Hilfsorganisation, die sich seitdem zur größten humanitären internationalen Bewegung entwickelt habe. „Der internationale Gedanke bewegt uns“, sagte Tauber und stellte fest: Als er begonnen habe, sich politisch zu engagieren, hätten die Deutschen noch nicht so auf die Wahlen in Nachbarländern geschaut. Einen Abstecher machte Tauber dann nochmal in die Politik, als er das Rot-Kreuz-Gesetz würdigte. Dieses sichere die Arbeit der Rot-Kreuz-Schwestern, deren Fortbestand war zuvor wegen des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes bedroht gewesen, weil sie danach als Zeitarbeitnehmer gegolten hätten. Immer wieder würdigte Tauber auch das Engagement ehrenamtlicher Helfer im Allgemeinen. „14 Millionen Menschen sind in Deutschland tätig. Was es kosten würde, die Leistungen einzukaufen, die diese Menschen erbringen, das will ich mir gar nicht ausmalen“, betonte der CDU-Politiker und würdigte die berechtigte Kritik, die Freiwillige äußerten, wenn sie bessere Bedingungen einforderten, um Mitmenschen helfen zu können.
Tauber schloss mit einem Zitat aus einem Schüleraufsatz: „Beim Roten Kreuz widmen sich Männer und Frauen der Liebe. Manche tun es umsonst, andere bekommen es bezahlt.“
Ehrungen:
Heiner Kauck aus Birstein wurde mit der DRK-Ehrennadel ausgezeichnet. Er trat 1957 in das Rote Kreuz ein und brachte gleich 15 neue Mitglieder mit. Im Jahr 1961 kam Kauck zum Luftschutzhilfsdienst, in dem er später Zugführer war. Neben weiteren Funktionen war er 20 Jahre lang Kreisbereitschaftsführer. Seit 1991 ist er Vorsitzender des DRK-Kreisverbandes, zunächst Gelnhausen, seit der Fusion dann Gelnhausen-Schlüchtern. Elli Köhler aus Roth, die seit 65 Jahren Rot-Kreuz- Mitglied ist, wurde mit der entsprechenden Auszeichnungssspange geehrt. Besonders hervorgehoben wurde ihre Sozialarbeit und ihr Wirken in verschiedenen Vorstandsposten sowie als Migrationsbeauftragte. Werner Schultheis erhielt das Bergwacht Ehrenzeichen in Bronze. Mehr als 50 Jahre ist er im Roten Kreuz und seit vielen Jahren Bereitschaftsleiter der Bergwacht in Birstein.
„Ich habe ja mittlerweile viele Hüte. Wenn ich – so wie heute Abend hier – irgendwohin komme, muss ich immer erst einmal überlegen, welchen Hut ich aufsetze: Den als CDU-Generalsekretär, den als heimischer Bundestagsabgeordneter oder den des einfachen Rot-Kreuz-Mitglieds. Wenn ich dann aber in einem Raum mit Heiner Kauck bin, dann weiß ich recht schnell wieder: Hier hab’ ich immer den Hut des Schülers auf.“ Dr. Peter Tauber zu Beginn seiner Rede mit Blick auf den einstigen Schulleiter des Grimmelshausen- Gymnasiums in Gelnhausen, Heiner Kauck.
Text: Andreas Ungermann, erschienen am 10.05.2017 in den Kinzigtal-Nachrichten
Bilder: DRK Kreisverband Gelnhausen-Schlüchtern