Zeitfenster statt Schlange stehen
Manfred und Fabian Heil über Blutspendetermine beim DRK Steinau
„Damals gab es Infusionsflaschen aus Glas mit einem Vakuum. In diese ist das Blut gesprudelt“, erinnert sich Manfred Heil. Mit „damals“ meint er die 1970er Jahre. Zu jener Zeit gab es bereits Blutspendetermine beim DRK-Ortsverein Steinau.
Der 64-Jährige „kennt es nicht anders“, als dass in Steinau Blutspendetermine durch das DRK angeboten werden. Als der gebürtige Steinauer vor 49 Jahren selbst in den Ortsverein eintrat, war er noch zu jung, um Blut spenden zu dürfen. Damals „konnten Eltern ihr Kind mitbringen zur Bestimmung der Blutgruppe“. Als er selbst spenden wollte – aber das notwendige Alter noch nicht erreicht und obendrein einen Ausschlag hatte – , machte die Ärztin eine Ausnahme und wollte seine Blutgruppe bestimmen. Schließlich hatte er bei dem Termin in der Brüder-Grimm-Schule ja geholfen. Die Klassenräume mussten ausgeräumt werden und der Werkraum wurde für die Bewirtung genutzt. „Ich hatte danach einen dicken Arm“, erzählt Heil.
Heute sind die Termine bis ins Detail durchorganisiert und die Vorgaben unter Pandemiebedingungen strenger denn je. Noch 2019 lud der Ortsverein zu je vier Terminen nach Steinau, nach Bad Soden-Salmünster (abwechselnd in den beiden Kernstädten) sowie nach Ulmbach ein.
Mit etwa 60 bis 70 Spendern war der in dem Vogelsbergdorf ein eher „kleiner Termin“. Die übrigen waren – und sind – dagegen mit um die 150 Spendern von größerer Bedeutung für den DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg-Hessen. „Während des ersten Lockdowns 2020 hatten wir in der Halle am Steines ein regionales Blutspendezentrum eingerichtet. An fünf aufeinander folgenden Tagen wurden jeweils etwa 150 Spenden genommen – unter Coronabedingungen. Das heißt zum Beispiel, es gab mehr Platz und wir hatten ein Einbahnstraßensystem eingerichtet.“
Manche seit 2020 eingeführte Änderung werde bleiben. Eine davon ist die Online-Anmeldung. „Diese war schon vorher geplant, wurde dann aber früher freigeschaltet“, erzählt Fabian Heil. Der 32 Jahre alte Sohn des Ortsvereinsvorsitzenden wohnt wie dieser im Schlüchterner Stadtteil Wallroth – Vorstandsmitglieder des Schlüchterner DRK leben wiederum in Steinau – und leitet die Bereitschaft, also die aktiven Mitglieder. Den Vorteil der Neuregelung beschreibt er so: „Früher kamen viele Leute ganz am Anfang eines Termins und später gab es einen zweiten Ansturm, gegen Ende war aber wenig los. Nun kommen die Spendenwilligen gleichmäßig über die Zeit verteilt – und niemand muss in der Schlange warten.“
Sein Vater, der seit zwei Jahrzehnten an der Spitze des Steinauer DRK steht, sieht es ähnlich positiv: „Die Leute finden es geil, dass sie nicht mehr früher da sein müssen. Sie haben ihre Zeit und werden aufgerufen. Nach 45 Minuten gehen sie raus, ohne sich die Beine in den Bauch gestanden zu haben.“
Die Zahl der möglichen Spender wird vom Blutspendedienst vorgegeben. Entscheidend ist, wie viel Personal dieser bereitstellt. Neben drei Ärzten sind dies in der Regel zwei Mitarbeiter im Labor und fünf bis sechs Personen, die Blut abnehmen. Der Ortsverein stellt sechs bis acht Helfer, früher waren es 14 oder 15. Damals gab es noch Verpflegung für die Spender, heute sind in Steinau zum Beispiel 198 Spenden möglich. Vergangenen Donnerstag waren 195 der Zeitfenster bereits vergeben. 2021 sind für Steinau sechs und für Bad Soden vier Termine sowie jeweils ein Zusatztermin für Menschen mit der Blutgruppe 0 negativ vorgesehen. Diese ist universal bei allen Patienten einsetzbar.
Das ist von enormer Bedeutung. „Im Juli war Blut extrem knapp, überall herrschte Notstand. Das ist heute nicht mehr so. Die Vorräte sind aber beunruhigend niedrig. Wenn es zu einem Massenunfall kommt, wird es kritisch“, fürchtet Fabian Heil.
Daher sind er und sein Vater froh über jede Spende, die zustande kommt. Als Belohnung gibt es ein Päckchen mit einer süßen Stärkung. „Ich kaufe meist für 300 Leute ein, jeweils vier Artikel. Da ist ein VW-Bus schnell voll“, weiß Manfred Heil.
DRK-ORTSVEREIN
Der Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Steinau umfasst die Brüder-Grimm-Stadt sowie Bad Soden-Salmünster. Ausgenommen ist Mernes. „Wir heißen Ortsverein Steinau. In der Satzung steht, dass der Name der größten Kommune genommen wird. Die Bereitschaft heißt da-gegen Bad Soden-Salmünster-Steinau. Hier haben wir Riesenprobleme, den langen Namen irgendwo drauf zu bekommen“, schildert Bereitschaftsleiter Fabian Heil die Namensproblematik. Der Ortsverein wurde 1929 gegründet. Lange gab es im Bergwinkel nur die Ortsvereine Schlüchtern und Steinau, später – schon vor der Gebietsreform – auch für Bad Soden zuständig. / kw
DRK STEINAU
70 Aktive, darunter 36 „Helfer vor Ort“ zählt der DRK-Ortsverein.
1000 Fördermitglieder hat das DRK in der Grimmstadt.
12 Blutspendetermine bietet der Ortsverein pro Jahr in Steinau und Bad Soden-Salmünster an.
198 Personen können bei dem Termin heute in der Steinauer Großsporthalle Blut spenden.
6 Mal pro Jahr dürfen Männer Blut spenden, Frauen bis zu 4 Mal – bei einem Mindestabstand von 56 Tagen.
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Vorsitzender Manfred Heil (rechts) wird von seinem Sohn Fabian, der Bereitschaftsleiter ist, beim DRK-Ortsverein Steinau-Bad Soden-Salmünster unterstützt. Foto: Walter Kreuzer
Artikel: WALTER KREUZER
Erschienen: www.kinzigtal-nachrichten.de
Datum: 17.08.2021