Verpuffung auf dem Wochenmarkt
Großübung des DRK-Kreisverbands Gelnhausen in Birstein
irstein (bg). Schreckliche Szenen spielten sich am Samstag mittag auf dem Festplatz in Birstein ab. Beim dortigen Wochenmarkt gab es wegen eines defekten Gasgrills eine Verpuffung. Mehrere Besucher, insgesamt 25 Personen, wurden schwer- und leichtverletzt. Gellende Schreie und herumirrende verzweifelte Angehörige – wo eben noch gemütlich an den Ständen vorbei geschlendert wurde, herrschte blankes Chaos.
Doch glücklicherweise war das alles nur gespielt, denn der Katastrophenschutz des Deutschen Roten Kreuzes vom Kreisverband Gelnhausen veranstaltete eine Großübung. Eingesetzt waren der zweite Sanitätszug sowie der zweite Betreuungszug, unterstützt von den Maltesern in der Technik-Gruppe.
„Es ist das erste Mal, dass wir im Kreisverband Gelnhausen solch eine Probe für den Ernstfall durchführen“, berichtete Katrin Teichmann, Kreisbereitschaftsleiterin beim DRK-Kreisverband Gelnhausen, und zuständig für die Organisation. Über Melder wurden die Helfer alarmiert. Zuvor hatte die „Mim-Truppe“ mit Christian Weckmann, Leiter der Notfalldienstabteilung im Kreisverband Gelnhausen, Fabian Niedermeier sowie dem „alten Hasen“ Werner Schönhals aus Bruchköbel fabelhafte Arbeit geleistet. Eine schwangere Frau, ein Senior im Rollstuhl, Familien mit Kindern oder einkaufende Hausfrauen – alle wurden realistisch geschminkt und jede Menge Theaterblut floss dabei. „Das ist auswaschbar und allergieresistent“, so Schönhals, der außerdem für diverse „Spezial-Effekte“, die alle bei Unfällen vorkommen könnten, sorgte.
Die Pyrotechniker vom DRK kamen ebenfalls zum Einsatz, denn ein lauter Knall war das Signal für die „Opfer“, die dann ihre Rolle einnahmen. „Das Mindestalter ist dabei 16 Jahre. In der vergangenen Woche gab es noch einen Lehrgang, um dafür zu üben“, so Teichmann. „Sinn und Zweck dieser Großübung ist, eventuelle Schwachstellen aufzuzeigen. Sie dient der Überprüfung des Katastrophenschutzes auf Einsatzbereitschaft und Leistungsfähigkeit. Wir wollen sehen, ob die Theorie in die Praxis umgesetzt werden kann. Dabei ist es wichtig, möglichst realitätsnah zu verfahren.“ Deshalb wurden auch vier „Paniker“ verpflichtet, die die Arbeit der mit Blaulicht und Signalhorn ankommenden Rettungsdienste erschwerten. Denn die total geschockten Zeugen der Explosion rannten planlos auf dem Gelände herum oder versuchten, mit den Armen fuchtelnd und laut schreiend, die eintreffenden Kräfte zu irritieren. „Hilfe, es tut so weh!“ oder „Wann kommt denn endlich jemand?“ gab es zu hören.
Der Katastrophenzug war zwar innerhalb von einigen Minuten vor Ort, doch für die „Verletzten“ und „Angehörigen“ schien wertvolle Zeit zu vergehen, bis geholfen wurde. „Im Regelfall ist es so, dass eine Sammelstelle angefahren wird und die verschiedenen Fahrzeuge, die im Raum Gelnhausen verteilt sind, dann im geschlossenen Verbund am Einsatzort eintreffen. Der Zugführer sitzt im ersten Wagen und macht sich ein Bild von der Lage. Es kann nicht planlos agiert werden. Dann gibt er Anweisungen“, erläuterte Teichmann die Vorgehensweise. „Die Verletzten werden gesichtet und bekommen Karten mit den Farben rot, grün und gelb umgehängt. Wer am schwersten betroffen ist, muss zuerst behandelt werden.“ Für diese Koordination war Notarzt Dr. Alexander Birk mit seinem Team zuständig.
Die Verwundeten kamen zur Erstversorgung in drei eiligst aufgebaute Zelte, farblich nach Schwere der Verletzung gekennzeichnet. „Das ist nur ein ‚Zwischenpuffer‘. Danach erfolgt der Transport in die Krankenhäuser“, informierte Teichmann. „Für alle Helfer bedeutet das enormen seelischen Stress, auch wenn es nur eine Übung ist.“ Doch diese war wirklichkeitsnah aufgezogen: Selbst das Kreisauskunftsbüro war vor Ort. Dort werden im Ernstfall alle Verletzten registriert und die Angehörigen können erfahren, in welches Krankenhaus eingeliefert wurde.
Knapp vier Stunden dauerte die Großübung, die von der technischen Einsatzleitung des DRK Gelnhausen sowie Klaus Apel vom Landesverband Hessen als „Beobachter“ begleitet wurde. Im Anschluss an die Übung, bei der mehr als 100 ehrenamtliche Helfer eingesetzt wurden, war die Manöverkritik an der „Waldschule“ in Schöndorf, wo über das Wochenende ein „Ausbildungslager“ stattfand.
Text: Britta Groth
Gelnhausen, 20.04.2015